Methoden & Anwendung


Das Sprachenportrait

Am Anfang als Mittel zur Förderung von "language awareness" in multilingualen Grundschulklassen gedacht, hat sich das Sprachenportrait zur einer eigenständigen und international anerkannten Methode des sprachbiographischen Zugangs entwickelt. Unser Anliegen ist, die Mehrsprachigkeit der untersuchten Personen in ihrer Vielfältigkeit soweit wie möglich zu erfassen und zu visualisieren. Dabei sollen die Einzigartigkeit und die Gemeinsamkeiten der verschiedenen multilingualen Welten verdeutlicht werden. Die Personen, deren Daten erhoben wurden, wurden zunächst gebeten über für sie persönlich bedeutende sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten, Ressourcen und Kommunikationsmöglichkeiten nachzudenken. Diese sollten dann mit farbigen Filzstiften zu einer vorgegebenen Körpersilhouette in Beziehung gesetzt werden. Zuletzt sollte noch eine Erklärung durch eine Legende seitens der ZeichnerInnen erfolgen. Dieser Visualisierung kommen dabei drei wichtige Funktionen zu:

1) Durch das Zeichnen wird einem Innehalten, der Selbstreflexion und der Distanznahme Raum gegeben. Die ZeicherInnen erhalten die Möglichkeit selbst zu entscheiden, was sie als Sprache definieren, bzw. welche Differenzierung sie vornehmen.

2)  Die Visualisierung lenkt den Fokus auf das Ganze, auf die Beziehungen und Proportionen der Teile zueinander. So werden Platzierung, Form, Farben, Größe der Flächen, ihre Intensität, freier Platz etc. deutlich. Anders als bei verbaler Darstellung, können im bildlichem Modus auch Widersprüche, Überlappungen und Ambiguitäten nebeneinander stehen.

3)  Das Bild ist der Ausgangspunkt für die interpretierende Erläuterung. Die Bedeutung der sprachlichen Ressourcen und ihr sequentieller Erwerb steht dann weniger im Fokus, als die Relationen und spezifischen Funktionen der sprachlichen Ressourcen als Ganzes. 

 

Busch, B. (2013). Mehrsprachigkeit. Stuttgart: UTB.

Krumm, H.-J. & Jenkins, E. M. (2001). Kinder und ihre Sprachen - Lebendige Mehrsprachigkeit. Sprachenportraits gesammelt und kommentiert von Hans-Jürgen Krumm. Wien: Eviva.

Das Interview

Das Leitfadeninterview ist eine teilstandardisierte Interviewform, bei der die subjektive Sichtweise der interviewten Person im Mittelpunkt steht. Vor dem Interview werden Themen und Fragen erarbeitet. Der „Leitfaden“ stellt dabei das Ordnungsmuster bzw. die Stütze für die Fragen zu zentralen Themenfeldern dar. Diese Form des Interviews verlangt aktives Zuhören von dem/der InterviewerIn und wird als interaktiver, flexibler Prozess beschrieben. Dabei gibt es keine Antwortvorgaben. Eines unserer Anliegen war, eine gewisse Vergleichbarkeit der Ergebnisse zwischen Einzelpersonen im Rahmen unserer Forschungsarbeit zu erreichen und bei der Interviewführung flexibel agieren zu können. Auch bestand der Bedarf, möglichst viele wesentliche Aspekte der lebensweltlichen Mehrsprachigkeit unserer InterviewpartnerInnen zu erfragen und dennoch eine Übersichtlichkeit beizubehalten. Das führte uns zu dieser Form des Interviews.

 

Przyborski, A. & Wohlrab-Sahr, M. (2014). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. München: Oldenburg.

Lenz, P. D. K. (2006-07). Methoden der empirischen Sozialforschung. III. Komplex: Qualitative Forschungsmethoden.  [www-Dokument] Zugriff am 24.02.2018 unter:  www.tu-dresden.de/gsw/phil/iso/mes/ressourcen/dateien/prof/lehre/unterlagen_ringvorlesung/qm_1.pdf?lang=de.

Code Switching

Unter Code wird ein gemeinsames Set an sprachlichen Merkmalen verstanden. Code Switching bezeichnet ein allgemeines Phänomen, bei dem zwei oder mehr Sprachen / Sprachvarietäten nicht nur innerhalb einer Gesprächssequenz, sondern manchmal auch innerhalb eines Satzes gebraucht werden. Im letzteren Fall ist oft die Rede von Code-Mixing oder „variety mixing“, wobei der Wechsel zwischen unterschiedlichen sprachlichen Varietäten, Dialekten oder Sprachstilen stattfinden kann. Im Alltagsleben ist der Wechsel zwischen Wissenschaftssprache und Alltagssprache, oder zwischen unterschiedlichen Sprachvarietäten wenig auffallend. In einem mehrsprachigen Kontext schaut es oft aber anders aus. Nicht selten wird das Code Switching, vor allem das intersententiale, seitens der SprecherInnen als negativ empfunden oder mit Halbsprachigkeit assoziert. Dabei kann dieser sprachliche Wechsel bedeutende Funktionen erfüllen. Auf der einen Seite gibt es einen situativ bedingten Wechsel zwischen Codes. Darunter ist das themen,- ziel,- oder ortsspezifische Code Switching gemeint, wie auch der personenbezogener Sprachwechsel. Auf der anderen Seite fungiert das metaphorische Code Switching als Ausdruck einer veränderten Gefühlslage der SprecherInnen in Bezug auf das Gesagte.

 

Östman, J., Verschueren, J., & Jaspers, J. (2010). Society and Language Use. Amsterdam: John Benjamins Publishing Co

http://home.edo.tu-dortmund.de/~hoffmann/ABC/Mischen.html   (Zugriff 19.01.2018.)

Die Netzwerkanalyse

Die Netwerkanalyse ist eine Möglichkeit um Netzwerkbeziehungen im sozialen Umfeld einer Person zu visualisieren. Dies kann auf verschiedene Arten umgesetzt werden. In Fall der gelebten Mehrsprachigkeit haben wir uns für Bubbles entschieden. Bubbles sind Blasen, die zueinander in Verbindung gesetzt, für die Sprachkontakte im Alltag zu gewissen Personen und Personengruppen stehen. Die Person selbst wird in der Netzwerkanalyse als EGO bezeichnet und von ihr aus, wird ein Netzwerk erstellt. Für unsere vier ForschungspartnerInnen Anna, Isabella, Mario und Greta haben wir entschieden, nach Menschen im engen Umfeld und im alltäglichen Interaktionsrahmen zu fragen. So entschieden wir uns für Familie, die Wahlsprache, Freundschaften und das berufliche und erweiterte Soziale und institutionelle Umfeld. Zusammen mit Interviews erhalten wir ForscherInnen durch die Netzwerkanalyse die Möglichkeit, mit den Forschungs-partnerInnen gemeinsam den sprachlichen Alltag in BKS BKS/deutsch und deutsch zu eruieren und mit dem Interview und dem Sprachenportrait zu verbinden bzw. abzugleichen. Zudem besteht die Möglichkeit, die sprachlichen Welten der ForschungspartnerInnen miteinander in Beziehung zu setzen.

 

Kronenwett, M. & Schönhuth, M. (2014). VennMaker 1.4.0 Anwenderhandbuch (Auflage 1.4.0). Trier: Software VennMaker

Schnegg, M. & Lang, H. (2002). Netzwerkanalyse - Eine praxisorientierte Einführung (Auflage NWA1.3 im Oktober 2002). Hamburg: Institut für Ethnologie.

Schnegg, M. (2008). Die ethnologische Netzwerkanalyse. In B. Beer (Hg.), Methoden ethnologischer Feldforschung (Auflage 2). Berlin: Dietrich Reimer Verlag GmbH.

Wolf, C. (2010). Egozentrierte Netzwerke: Datenerhebung und Datenanalyse. In C. Stegbauer & R. Häußling (Hg.), Handbuch Netzwerkforschung. Wiesbaden: VS-Verlag.

Die Inhaltsanalye

Die Inhaltsanalyse ist, nach Früh, eine empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen. Meist mit dem Ziel einer darauf gestützten interpretativen Inferenz auf mitteilungsexterne Sachverhalte. (Früh, 2015: 39) Aus dieser Definition geht hervor, dass der Gegenstand der Inhaltsanalyse jede Art von fixierter Kommunikation ist. Im Falle der gelebten Mehrsprachigkeit, sind das leitfadengestützte Interviews, zur Erhebung von Daten der sozialen Wirklichkeit. Auf dieser Grundlage werden wir sowohl den Inhalt, als auch die formalen Aspekte des Materials berücksichtigen. Zu diesem Zweck werden wir im Rahmen unserer Arbeit die Daten in ein Kommunikationsmodell einordnen, es wird  festgelegt, was das Ziel der Analyse ist. Etwa die Variablen des Textproduzenten, der Entstehungssituation des Materials und des soziokulturellen Hintergrunds. Eine qualitative Inhaltsanalyse eignet sich vor allem für die Bearbeitung der als positiv und negativ empfundenen Aspekte von Sprache.

 

Früh, W., (2015), Inhaltsanalyse: Theorie und Praxis, München, Ölschläger.

Mayring, P., (2000), Qualitative Inhaltsanalyse, Forum Qualitative Sozialforschung, Vol 1, No 2.

Merten, K., (1995), Inhaltsanalyse: Theorie, Methode und Praxis, Opladen, Westdeutscher Verlag.

www.inhaltsanalyse.de